Sonntag, 27. November 2011

Salar de Uyuni

Ja, wir haben es schliesslich geschafft, La Paz zu verlassen. Die Travelagentin unseres Vertrauens hatte uns versichert: Der Bus wird fahren. Und die Strassensperren? „No problem, my friend!“ War es dann aber doch. Denn die Strassen waren immer noch gesperrt und der Bus musste auf einer alternativen Route vorankommen. Weil es aber in Bolivien nicht so viele alternative Routen bzw. ueberhaupt ordentliche Strassen gibt, hiess das: querfeldein, durch riesige Pfuetzen, Berge hoch und runter und ueber Geroellhalden. Dabei schwankte der Bus immer wieder so, als wuerden wir gleich auf der Seite liegen. Immer wieder mussten wir umkehren, weil es nicht mehr weiterging, irgendwann hatte der Bus einen Platten. Durchschnittliche Geschwindigkeit: ca. 40 Stundenkilometer. So wurden aus den angekuendigten 12 Stunden Busfahrt dann mal gepflegte 20 Stunden. Und der Komfort des Busses bewegte sich auf sehr, sehr bolivianischem Niveau...
Aber am Ende kamen wir dann doch in Uyuni an. In der Stadt selber gibt es nix, ausser unzaehligen Pizzalaeden und noch mehr Tourveranstaltern, die alle ihre Fahrten in den Salar de Uyuni anbieten. Und so sind auch wir mal wieder zu einer Dreitagestour aufgebrochen. Der Salar ist die groesste Salzwueste der Welt, ca. 12.000 Quadratkilometer gross und ein beeindruckend surreales Naturschauspiel. Die Tour startete aber erstmal mit einem Besuch eines Friedhofs fuer alte Eisenbahnzuege, die frueher das Silber von den Minen wegtransportierten. Eine etwas sonderbare Sehenswuerdigkeit: Verrostete Zuege, uebersaet mit Tonnen von Muell. Wer’s mag...
Dann ging es mit dem Jeep in Richtung Salar. Am Rand wird Salz abgebaut, der fein saeuberlich zu Haufen aufgetuermt ist, um abtransportiert zu werden. Je weiter man in den Salar hineinfaehrt, desto unwirklicher wird die Szenerie. Die Salzebene ist so unglaublich weiss, dass man die Sonnenbrille gar nicht abnehmen kann. In Kombination mit dem knallblauen Himmel quasi der Prototyp einer perfekten Natur-Attraktion. Mitten im Salar liegt dann die Isla Incahuasi, eine huegelige Insel, die ueber und ueber mit Kakteen bedeckt ist. Unfassbar: Einige dieser Kakteen sind ueber zehn Meter hoch und ueber 1200 Jahre alt! Und wenn man auf der Anhoehe steht, sieht man in jede Richtung bis zum Horizont nur strahlendes Weiss. Als wuerde man bei 30 Grad mitten im Schnee stehen. Oder in einem riesigen Sahnebecher. Oder in einem sonderbaren weissen See. Total unwirklich und grossartig. Nach dem Mittagessen ging es dann weiter, im Jeep ueber die Ebene rasen. An die Musikanlage des Jeeps konnten wir unsere iPods anschliessen – so gab’s den persoenlichen Roadtrip-Soundunserer Gruppe: Bob Marley, Rainhard Fendrich, Dire Straits, Tarantino-Soundtracks und Guns n’ Roses. Sehr lustig! Auch mit der Gruppe hatten wir endlich mal wieder Glueck (die Machu Picchu-Truppe war eher ein amerikanisch-kanadischer Alptraum...). Mit dabei: Alex aus Berlin, Martin aus Belgien, Aya aus Japan, die aber in Verona lebt und Miguel aus Mallorca. Amtssprachen auf der Tour: bisschen Englisch und viel Spanisch. So geht aktives Sprachenlernen...
(Ueberhaupt hat unser Spanisch in den zwei Monaten, die wir jetzt hier sind, ziemliche Fortschritte gemacht. Mittlerweile koennen wir uns verstaendigen, in Ansaetzen sogar eine Unterhaltung fuehren. Und gestern habe ich zwischen einem alten Mann, der eine Busfahrkarte kaufen wollte (franzoesisch) und der Frau am Schalter (spanisch) uebersetzt. Unfassbar, dass beide mich verstanden haben...)
Auf den naechsten beiden Tagen der Tour jagte dann noch ein Hoehepunkt den naechsten: Lagunen in gruen, blau und violett, rosa Flamingos, ein aktiver Vulkan mit einer Rauchfahne, meterhohe Geysire, die heisse Luft ausspucken, sonderbare Felsformationen, spektakulaere Sonnenauf- und untergaenge und und und... Totaler Overkill fuer Fotoapparat, Augen und Gehirn. Sensationell! Am letzten Tag standen wir um vier Uhr morgens auf, um die Geysire zu besuchen, danach gab’s zum Abschluss der Tour nochmal ein absolutes Highlight: die Termas des Polques, heisse Thermalquellen mit 30 Grad, auf 4200 Meter Hoehe, um sieben Uhr morgens. Und danach ein Fruehstueck mit Pfannkuchen und Kaffee. Manchmal geht Glueck so einfach...
Waehrend alle anderen wieder zurueck nach Uyuni gefahren sind, stiegen wir an der chilenischen Grenze am Rand des Nationalparks aus. Der Grenzposten: Mal wieder eine windschiefe Huette im Nirgendwo. Danach ging es mit dem Bus bergab in Richtung San Pedro de Atacama – auf angenehme 2700 Meter. Endlich Schluss mit der staendigen Kurzatmigkeit! Seit gestern sind wir jetzt in San Pedro und liegen hauptsaechlich in den Haengematten im Garten unseres Hostels. Heute abend steigen wir mal wieder in den Bus, diesmal in Richtung Bahia Inglese, am Pazifik. Ein paar Tage Meer, Nichtstun, Buecher lesen, Fisch und Meeresfruechte in uns hineinstopfen... Und danach geht es nach Santiago, von wo aus wir am 10. Dezember nach Neuseeland weiterfliegen.
Bei den 30 Grad, die hier herrschen, haetten wir fast vergessen, dass heute schon der erste Advent ist. Wir wuenschen euch allen aus der Ferne eine schoene Adventszeit! Unsere Plaene fuer die besinnlichen Wochen: Abhaengen am Pazifik, Santiago, Hippiewochen im Camper in Neuseeland. Life is good. 






















Dienstag, 22. November 2011

La Paz & die Pampas-Tour

Irgendwie ist La Paz ja schon beeindruckend – vor allem, wenn man mit dem Bus ueber das Hochland ankommt und zum ersten Mal einen Blick auf die Stadt wirft. Da liegt sie in den Talkessel geschmiegt und kriecht an den Seiten scheinbar endlos die Haenge hinauf. Vor allem im Dunkeln toll! Allerdings ist La Paz sonst nicht wirklich ein Ort, an dem man (also, zumindest wir!) unbedingt laenger bleiben moechte. Man befindet sich hier auf 3700 Meter, das sind nochmal 400 mehr als in Cusco. Und das merkt man! Kurzatmigkeit begleitet einen auf Schritt und Tritt, vor allem, wenn man eine der steilen Strassen hochlaufen muss. Und von denen gibt es hier ziemlich viele! Ausserdem ist es ziemlich kalt, und es gibt nicht so wirkliche Sehenswuerdigkeiten. Und irgendwie sind wir auch ein bisschen muede vom Staedte anschauen… Ein Highlight sind allerdings die zahllosen Fress-Staende in der ganzen Stadt, an denen man superlecker und superbillig koestliche Schweinereien erwerben kann. Und: Wir haben ein Multiplex-Kino gefunden, mit englischen Filmen und gutem Popcorn. Da haben wir dann unsere Nachmittage verbracht…
Von La Paz aus sind wir in Richtung Dschungel aufgebrochen, zu einer dreitaegigen Pampas-Tour. Per Flieger ging es Richtung Rurrenabaque, mit der Airline TAM. Das ist die ehemalige Militaerfluglinie Boliviens und dementsprechend sehen Flughafen und Flieger auch aus: Alles andere als auf dem neuesten Stand, irgendwie sozialistisch und nicht gerade vertrauenserweckend. Aber: Flug war toll – man ueberfliegt mal gepflegt ein paar Sechstausnder, bevor es dann auf 200 Meter ueber dem Meeresspiegel runtergeht. Der Flughafen in Rurre besteht lediglich aus einer Landebahn (die ist aber auch erst seit fuenf Monaten geteert!) und ein paar Baracken, zwischen denen Schweine herumlaufen. Man wird mit einem Kleinbus direkt am Flieger abgeholt, das Gepaeck aufs Dach geworfen. So schnell waren wir noch aus keinem Flughafen draussen! Am naechsten Morgen ging es dann los Richtung Pampas – zweieinhalb endlose Stunden auf einer unbefestigten Strasse in einem altersschwachen Toyota (Ruecken!!!) bis zum dicht bewachsenen Fluss. Dort sind wir in ein Kanu umgestiegen, um uns flussabwaerts treiben zu lassen und Ausschau nach wilden Tieren zu halten. Und die gibt  es hier en masse: riesige Alligatoren, ganze Schildkroetenfamilien, neugierige Affen, die ganz nahe ans Boot kommen, ein Faultier, lustige Wasserschweine, rosafarbene Flussdelfine mit langen Schnauzen (die haben sich allerdings ein wenig geziert und wollten sich nicht so wirklich fuer ein Foto in Positur werfen…) und Unmengen von kunterbunten grossen und kleinen Voegeln. Superspannend – und allein auf dem Fluss entlangzutreiben, ist fast wie Meditation. Allerdings waren auch jede Menge Moskitos am Start – kein Wunder bei 40 Grad, Sumpfgebiet und gefuhlten 100 Prozent Luftfeuchtigkeit! Und die haben sich weder von unserem Spray noch von langen Hosen und Pullis abhalten lassen, vor allem in Daemmerung, als wir mit den Taschenlampen nach den leuchtenden Augen der Alligatoren Ausschau gehalten haben. Am Ende des Abends hatten wir schwere Verluste zu verzeichnen: Meine Arme, mein Po und meine Oberschenkel zerstochen wie noch nie in meinem Leben (es gibt Beweisfotos, aber nicht an dieser Stelle!), auch Goran vereinzelt getroffen. Aber half ja nix, gab ja noch mehr zu tun: Z. B. Piranhas fischen und nach Anacondas Ausschau halten. Die waren allerdings einzigen Tiere, die sich partout ueberhaupt nicht zeigen wollten… Trotzdem tolle Tour!
Gestern sind wir dann wieder in La Paz angekommen – und wollten aus oben angefuehrten Gruenden eigentlich gleich weiter, im Nachtbus Richtung Uyuni. Aber: Die Bolivianer haben einfach mal mehrere Strassen im ganzen Land blockiert, um fuer oder gegen irgendetwas zu demonstrieren – unter anderem die Schnellstrasse, die den oberen Teil von La Paz (wo auch der Flughafen ist) mit dem Zentrum verbindet. Blockaden, Demonstrationen und sonstige Aufstaende sind hier sowas wie ein Volkssport und kommen ziemlich regelmaessig vor. Dummerweise wurde deshalb gestern unser Bus gecancelt. Heisst: Ein weiterer Tag in La Paz. Und zu allem Ueberfluss schuettet es seit heute morgen wie aus Kuebeln und ist wahrscheinlich auch nicht viel waermer als in Deutschland. Nervt. Aber wir sind guter Dinge, dass es heute abend weitergeht!
Ach ja, hoffentlich letztes Kreditkarten-Update (juhu!): Geld ist komplett wieder da. 











Montag, 14. November 2011

Cusco & Machu Picchu


Auf diesem Blog sind bisher schon einige Superlative gefallen, hier der naechste: Machu Picchu ist der Wahnsinn!
Aber von Anfang an: Von Arequipa aus sind wir per Nachtbus nach Cusco gefahren. Die Nachtbusfahrten in Peru sind uebrigens lange nicht so erholsam wie in Argentinien. Die Busse sind zwar recht komfortabel, aber es geht staendig bergauf und bergab, wobei der Bus (meistens Doppeldecker) in jeder Kurve so schwankt, als wuerde er gleich die naechste Klippe hinabstuerzen. Schlafen ist da irgendwie nicht so angesagt. Cusco hat uns bei der Ankunft erstmal fertiggemacht. Die Stadt liegt auf 3300 Meter Hoehe – das macht kurzatmiger als man sich vorher vorstellt. Ausserdem besteht Cusco zum grossen Teil aus steilen Gassen und vielen Stufen . Mit dem Rucksack auf dem Ruecken auf Hotelsuche zu gehen macht hier nicht wirklich Spass…
Aber sonst ist Cusco toll – wie auch schon Arequipa vorher. Wir waren wirklich ueberrascht, wie schoen die Staedte hier in Peru sind. Superschoene Plaetze, gesaeumt von kolonialen Haeusern, viele kleine Gassen mit Kopfsteinpflaster, ueberall kleine Laeden, nette Cafes und Pubs und drumherum eine Bergkulisse wie gemalt. Hier kann man schon ein paar Tage verbringen!
Nichtsdestotrotz sind wir vor fuenf Tagen mal wieder aufgebrochen – zur 4-Tages-Inka Jungle Tour. Am ersten Tag wurden wir mit dem Bus auf eine Gebirgspass auf 4300 Meter hinaufgekarrt. Von dort aus ging es mit dem Mountainbike bergab – geschlagene vier Stunden auf einer serpentinenartigen Pass-Strasse, supertolle Aussicht natuerlich inclusive. Auch wenn die Fahrraeder und die Ausruestung auf sehr peruanischem Stand waren, ein Riesenspass. Am zweiten Tag war mal wieder Trekking angesagt, 8 Stunden lang. Erst durch den Dschungel, dann den originalen Inka-Trek entlang, der sich superschmal an steile Berghaenge klammert (nix fuer Menschen mit Hoehenangst!) und dann an einem wilden Gebirgsfluss entlang. Zum Glueck gab es am Ende der Wanderung mal wieder Hot Springs, Pools mit heissem Wasser, das irgendwo aus dem Felsen kommt. Dort am Fuss der Berge die mueden Glieder entspannen, waehrend es langsam drumherum dunkel wird – herrlich. Am Abend hatte die ganze Gruppe irgendwie geschlossen die Schnauze voll von Trekking und beschloss, am naechsten Tag die Haelfte der Wanderung durch Ziplining zu ersetzen, immerhin befindet sich hier die hoechste Anlage von ganz Suedamerika. Wer das nicht kennt: Dabei handelt es sich um lange Drahtseile, die ueber Schluchten und Taeler gespannt sind. Man selbst wird dann an dem Seil befestigt und saust von Seite zu Seite, insgesamt sechsmal. Superlustig! Und tausendmal besser als Trekking… Aber drei Stunden mussten wir dann doch noch ran – nach Agues Calientes, einem Ort, der nur einen Zweck hat: die ganzen Touristen aufzufangen, die hinauf nach Machu Picchu wollen. So wie auch wir natuerlich.
Um halb fuenf sind wir aufgebrochen, und haben uns an den einstuendigen, supersteilen Aufstieg (1900 Stufen) gemacht – schliesslich wollten wir zwei der ersten sein, die oben ankommen. Hat leider nicht ganz geklappt, denn gleichzeitig mit uns kamen die ersten Busse an, die die fauleren Menschen in Massen nach oben karren. Trotzdem hat es sich gelohnt, so frueh aufzustehen: Als wir ankamen, waren die Anlage und die umliegenden Berge noch komplett in Nebel gehuellt. Dann kam langsam die Sonner hervor und der Nebel verzog sich. Ein absolut magischer Moment. Da liegt sie dann vor einem, die verlorene Stadt der Inka – und es verschlaegt einem wirklich kurz den Atem. Unfassbar, dass oben am Berg eine so vollkommene Stadt entstanden ist, von unten von keiner Stelle aus einsehbar! Kein Wunder, dass das Ganze erst vor 100 Jahren entdeckt wurde. Und irgendwie traurig, wie viele Touristen sich heute ueber das Gelaende schieben, buchstaeblig. Aber: Wir sind ja auch zwei von denen. Um 10 Uhr haben wir uns dann an dem Aufstieg auf den Wayna Picchu gemacht – der Berg, der auf dem typischen Machu Picchu-Motiv immer im Hintergrund zu sehen ist. Nochmal eine Stunde Gekraxel und Geschnaufe – aber die Anstrengung wurde zu 100 Prozent belohnt: Von oben ist der Ausblick auf die Inka-Stadt sensationell. Machu Picchu ist eines der sieben Weltwunder – wenn man dort war, weiss man, warum.
Gestern abend sind wir schliesslich wieder in Cusco angekommen, voellig fertig (wir haben beschlossen: No more trekking in Suedamerika!), aber immer noch total beeindruckt. Und heute abend geht es mal wieder per Nachtbus weiter, diesmal nach La Paz.
Irgendwie haben wir beide Peru nicht zugetraut, zu einem unserem Lieblingslaender zu werden (wahrscheinlich wegen der Panfloetenspieler in deutschen Fussgaengerzonen…). Aber genau das ist passiert. Wir sind restlos begeistert. Wer noch auf der Suche nach dem naechsten Reiseziel ist: Go for Peru! Dieses Land bietet alles: Tolle Staedte, grossartige Landschaften, freundliche Menschen und eine superinteressante Geschichte, deren Spuren an allen Ecken und Enden sichtbar sind. Wie Cherie, eine Kanadierin aus unserer Machu Picchu-Gruppe sagte: It’s hard not to fall in love with all that. Und Panfloetenspieler haben wir heute zum allersten Mal gesehen – ehrlich.