Mittwoch, 9. November 2011

Arequipa & der Colca Canyon

So langsam laesst der Muskelkater nach. Langsam. Vorgestern sind wir von der bisher haertesten Trekkingtour unseres Lebens zurueckgekehrt – im Colca Canyon. Der Canyon ist ueber 3.000 Meter tief und damit einer der tiefsten der Welt. Und weil wir ja nicht das machen wollen, was alle Touristen machen, haben wir in Arequipa (uebrigens eine sehr schoene Stadt vor toller Vulkan-Kulisse!) die 3-Tages-Non-Classic-Colca-Trekkingtour gebucht. Tour-Operator Edwin versprach uns von Anfang an: “You will be very tired.” Recht hatte er.
Los ging es am ersten Tag um drei Uhr morgens. Unsere Truppe war lustigerweise eine (fast) komplett deutsche: Flo und Christoph aus Augsburg und Osnabrueck, wohnhaft in Dresden, Sarah und Sebastian aus Frankfurt – und die famose Schweizerin Sibylle aus Zuerich, die wir schon in Nazca kennengelernt hatten. Unser erster Stopp: Cruz del Condor, eine Art Aussichtspunkt hoch ueber der Schlucht, wo man besonders gut Kondore beobachten kann. Es waren ungefaehr 700 mal mehr Touristen und 120 mal mehr Mini-Vans (die die Touristen hinkarren) da als Kondore, aber ein paar haben sich dann doch bequemt und sind ueber unseren Koepfen gekreist. Dann ging es los: Sechs Stunden steil bergab, hinein in den Canyon. Die Aussicht dabei: Absolut spektakulaer, pausenlos. Aber am Ende zitterten die Knie schon ganz schoen. Uebernachtet wurde bei einer Familie mitten im Canyon in kleinen Huetten mit Wellblechdach und Schotterboden. Nach Bier und Abendessen war die Wandertruppe geschlossen am Ende – um neun lagen alle in ihren Betten. Am naechsten Morgen: Muskelkater. Half aber nix, lagen ja schliesslich weitere 10 Stunden Wandern vor uns, erst hoch, dann runter, dann wieder hoch und wieder runter. Nach dem ersten Anstieg fingen wir an, Edwin zu verfluchen. Gegen Nachmittag malten wir uns aus, wie wir ihn in seinem Buero ueberfallen.  Aber: Unsere Anstrengungen wurden immer wieder mit atemberaubenden Ausblicken auf die Canyon-Landschaft belohnt. Atemberaubend ist uebrigens auch die Hoehenluft – da muss man schon ordentlich schnaufen Am Ende sind wir mit letzter Kraft in den Pool unserer Unterkunft in einer Oase mitten im Canyon gefallen. Auch an diesem Abend: Zapfenstreich um neun. Dritter Tag: Aufbruch um fuenf, drei Stunden Aufstieg (1200 Hoehenmeter), in Serpentinen den Berg hinauf - siehe drittes Foto von unten. Maria, unser Guide, hat uns mit Coca-Blaettern versorgt, die man kaut und sich dann in die Backen steckt und die wach und fit machen sollen. Half irgendwie nur so halbgut. Die Waden brannten, die Oberschenkel fuehlten sich an wie die von Anni Friesinger. Trotzdem: Eines von den Muli-Taxis, die uns immer wieder ueberholten, gabs trotzdem nicht! Und als wir oben ankamen, waren die Qualen schnell vergessen: We survived!
Auf dem Rueckweg dann noch zwei Highlights: Unsere neuen Lieblingstiere, die Alpakas (oder Lamas oder Vicuñas – ich kann sie nicht auseinanderhalten…). Ich habe mich dem Baby-Alpaka, mit dem sich Touristen fuer ein paar Cents fotografieren lassen koennen, an den Hals geworfen. Goran hat versucht, auf der Hochebene ein paar freilebenden Tieren naeherzukommen - leider ohne Erfolg. Als letztes stand dann noch ein Besuch im Thermalbad von Chivay auf dem Programm. Der Pool dort hat 38 Grad – noch nie haben wir uns mit so viel Wonne in irgendein Wasser sinken lassen…

Fuenfeinhalb Wochen sind wir jetzt unterwegs, aber es fuehlt sich viel laenger an, weil wir schon so viel gesehen und erlebt haben. Lustigerweise merken wir langsam erste Longtime-Traveller-Erscheinungen: Wenn wir mal zufaellig einen Fernseher im Zimmer haben, bleiben wir zuhause und schauen Filme an.  Und gestern haben wir Burger gegessen – und waren richtig gluecklich. Dabei haben wir uns frueher immer ueber Leute lustig gemacht, die um die halbe Welt fahren, nur um dann bloede Burger zu essen. Tja. (Aber wenigstens haben wir auch schon ganz viel Alpaka verputzt – das sieht naemlich nicht nur niedlich aus, sondern schmeckt auch koestlich…)
Ach ja, Kreditkarten-Update: Ich habe bereits den Grossteil des Geldes auf mein Konto erstattet bekommen, bei Goran steht die Antwort noch aus. Wir sind zuversichtlich!














3 Kommentare:

  1. Schön von Euch zu hören, da habt Ihr ja ganz schön was durchgemacht. Ich wusste nicht das man Alpakas essen kann. Blos nicht dem York sagen, der wird sonst traurig. Übrigens, wen es interessiert, der hat eine Website dazu aufgesetzt: http://alpaka-universum.de/ Da lernt man auch die Viecher auseinander zu halten (-; Ganz viele Grüße vom Falsch!!!

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  2. Schee is des mit dem blog - danke fuers miterleben lassen.

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  3. Hallo ihr Lieben,

    Wirklich toll Euer Blog. Ich les immer wenn ich ganz viel Fernweh hab. Macht wirklich Lust auf's live erleben!!!
    Ich freu mich auf viele weitere Bilder und Stories.

    Liebe Grüße claudi

    Claudi

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